Berichte, Archiv

„Sieh mich an“

Unter diesem Thema fand eine Ausstellung von Givat Haviva im Yellow statt.

Zeit: 15. Januar bis 16. Februar 2023

Einzelheiten entnehmen Sie bitte dem Faltblatt1, Faltblatt2

Ausstellungseröffnung 15.01.2024

Ausstellungseröffnung am 15. Januar 2024 mit Isabelle Prassé, Bürgermeisterin Evelyne Breyer, Ruth Ratter und Klaus Dürsch. Foto: DIF

Multimediale Entdeckungstour „Jüdisches Leben in Ingelheim zur Zeit des Nationalsozialismus“

Am 27. Januar 2024 fand von 11-13 Uhr eine Veranstaltung statt, um einen Actionbound zum jüdischen Leben in Ingelheim zu installieren. Der Rundgang begann an der Bahnhofstraße 23

In einer multimedialen Entdeckungstour wird das jüdische Leben zur Zeit des Nationalsozialismus anhand der Geschichte des Ingelheimers Hans Neumann erlebbar gemacht. Unterstützt durch ein mobiles Endgerät und der Actionbound-App werden die Teilnehmenden an verschiedene Stationen geführt, wo sie mehr über das damalige Leben des jüdischen Jugendlichen erfahren. Der interaktive Rundgang basiert auf wahren Begebenheiten und dauert ungefähr 120 Minuten. An den erinnerungswürdigen Stationen lösen die Teilnehmenden kleine Rätsel, die weitere interessante Einblicke in das persönliche Leben des Protagonisten geben und zum Nachdenken anregen. Das Team, das diesen Actionbound entwickelt hat, begleitet den Rundgang und steht jederzeit für weitere Informationen zur Verfügung.

Der Actionbound wurde von der Fridjof Nansen Akademie unter Mitwirkung des DIF und einer Gruppe Schülerinnen und Schüler der IGS Ingelheim entwickelt und wird im Laufe des Frühjahrs offiziell geöffnet.

Igal Avidan »… und es wurde Licht! «

Jüdisch-arabisches Zusammenleben in Israel

Zu diesem Thema sprach Igal Avian am Donnerstag , den 16. November 2023 um 19.00 Uhr im WBZ Ingelheim.

Gute Nachrichten sind selten eine Meldung wert – auch nicht, wenn sie aus Israel kommen. Dabei gibt es sie, und sie sind nachzulesen in diesem Buch, das zum 75. Jahrestag der Staatsgründung erschien. Der israelische Journalist und Autor Igal Avidan berichtet, entgegen der üblichen Fernsehbilder, aus einer bewegten Gesellschaft, in der Juden und Araber längst ein Zusammenleben gefunden haben, das den Vorstellungen von ewigem Hass (von Politikern auf ­beiden Seiten gern geschürt) nicht entspricht. Eine friedliche und zugleich brüchige Co-Existenz auf dem Vulkan – davon erfährt man in diesen ­Reportagen aus dem Alltagsleben in Israel. Gewaltsame Übergriffe sind zwar an der Tagesordnung, gegenseitige Hilfe, Solidarität, Nachbar- und Freund­schaft aber auch.

Die Gedenkstunde zu den Novemberpogromen

fand am Donnerstag, den 9. November, 2023 um 18.00 Uhr vor der Stele auf dem Synagogenplatz / Stiegelgasse 25 statt.

Die Gedenkstunde wurde vom Deutsch-Israelischen Freundeskreis Ingelheim in Kooperation mit der Stadt Ingelheim am Rhein vorbereitet und durchgeführt. Teilnehmende waren u.a. Oberbürgermeister Ralf Claus, Klaus Dürsch, das Ensemble „Querbeet 124“ unter der Leitung von Julia Wagner-Szabo (Musikschule im WBZ) und Schülerinnen und Schüler der IGS unter der Leitung von Frau Margarete Ruppert und Pfarrer Christian Feuerstein.

Reinigung der Stolpersteine am 4. November 2023

Dank allen die bei der Reinigung der Stolpersteine mitgeholfen haben.

Tag des offenen Denkmals

Sonntag, 10. September 2023, 15.30

Hugo-Loersch-Straße

Friedhofsführung

Thema:

Klaus Dürsch führte über den Friedhof in der Hugo-Loersch-Straße. Diesmal zeigte er die Geschichte der Ingelheimer jüdischen Gemeine anhand der Grabsteine der Familie Greif/Eisemann auf.

Jugendaustausch

Gedenkveranstaltung zu den Novemberpogromen

Zeit: Mittwoch, 9. November 2022, 18.00 Uhr

Die Gedenkveranstaltung zum änlässlich der Novemberpogrome 1938 fand wieder an der Stele auf dem Synagogenplatz / Stiegelgasse 25 statt.

Die Musikbeiträge waren vom Trompetenetenduo David Sagi und Jonathan Fuhr der Musikschule im WBZ unter der Leitung von Björn Colditz. Frau Bürgermeisterin Eveline Breyer begrüßte die Anwesenden. Klaus Dürsch gedachte Moritz und Margarete Ehrenstamm aus Heidesheim, die nach einem Fluchtweg von 10 Jahren in den USA eine neue Heimat fanden.

Simon Mende, Judith Bauer und Lindon Nushi, unter der Leitung von Frau Margarete Ruppert vom Grundkurs Evangelische Religion der IGS Ingelheim trugen vor, was sich am 10. November 1938 in Ingelheim ereignete.

Gedenksstunde an der Stele auf dem Synagogenplatz

Das Gebet und Geistliche Wort sprach Pfarrer Seickel von der Burgkirchengemeinde.

Pfadfinderinnen und Pfadfinder von der VCP Ottheinrich von der Pfalz leuchteten wieder mit Fackel.

Reinigung der Stolpersteine

Am Samstag, den 5. November 2022 wurden die Stolpersteine wieder gereinigt. Dank den Mitbürgern, die die Aufgabe übernahmen. Die Veranstaltung fand in Kooperation mit InRage, Bündnis gegen Rechts statt.

Auf den Spuren der Groß-Winternheimer Juden

Am Sonntag, den 9. Oktober 2022, um 15 Uhr führte Frau Tanja Wischkowski durch Groß-Winternheim. Sie hat die Geschichte der Groß-Winterheimer Juden erforscht. In Groß-Winternheim lebten bis ins 20. Jahrhundert jüdische Familien, die seit Generationen ein fester Teil des Dorflebens waren. Sie erzählte etwas darüber, wer diese Menschen waren und wo sie gelebt und gearbeitet haben und wo sie geblieben sind. Über 30 Personen, überwiegend aus Groß-Winternheim, folgten der Einladung. Ein Teilnehmer brachte ein altes Wirtshausschild mit, auf dem noch unter der Übermalung der alte jüdische Besitzer auszumachen war. Es ist geplant, die Ergebnisse der Forschung zu veröffentlichen.

Führuing durch Groß-Winterheim
Führung durch Groß-Winternheim

Führung über den jüdischen Friedhof

Am Sonntag, den 11. September 2022 um 15,30 Uhr fand im Rahmen des Tages des offenen Denkmals eine Führung über den jüdischen Friedhof in der Hugo-Loersch-Straße statt.

Jüdisches Leben ist in Ingelheim am Rhein aus schriftlichen Quellen seit dem Mittelalter nachweisbar. Die ältesten sichtbaren Zeichen jüdischen Lebens sind die erhaltenen Grabsteine, der älteste lesbare stammt aus dem Jahr 1726. Im Rahmen Tages des offenen Denkmals führte Klaus Dürsch in die Ingelheimer jüdischen Friedhöfe ein. Im August besuchte ein Urenkel von Heinrich und Johannetta Mayer, der in den USA lebt, die Gräber seiner Vorfahren. Klaus Dürsch führte sowohl das Ehepaar als auch die Besucher am Tag des offenen Denkmals zu den Gräbern der Familie Mayer, die einen Zeitraum von ca. 100 Jahren abdecken.

Grabstein der Eheleute Johanette und Heinrich Mayer auf dem Friedhof in der Hugo-Loersch-Straße. Foto: Michael Schlotterbeck.

Mahnwache

Am Samstag, den 13. August 2022 fand wieder eine Mahnwache auf dem Renate-Wertheim-Platz statt, unter dem Thema : Renate Wertheim – eine Mahnung für heute.

Hannes und Paul – ein Figurentheater

Anlässlich des internationalen Gedenktages für alle Opfer des Holocaust am 27. Januar zeigte das Seifenblasen Figurentheater sein Stück „Hannes und Paul“ im Jugend- und Kulturzentrum Yellow. Wegen der Pandemie wurde die Veransaltung auf den 23. März verschoben und fand nur vor 100 Schülerinnen und Schülern des Sebastian-Münster-Gymnasiums und der IGS statt.

Hannes und Paul ist eine Liebesgeschichte zweier Jugendlicher zur Zeit des Nationalsozialismus.

Die Geschichte beginnt im Lateinunterricht mit „Pyramus und Thisbe“. Hannes spielt den Pyramus und sein Freund Paul die Thisbe. Beide müssen erkennen, dass da mehr als Freundschaft zwischen ihnen wächst und plötzlich beginnen Leben und Spiel, sich miteinander zu verflechten … und sie kommt … die erste Liebe.

Die Besonderheit dieser Inszenierung liegt in der Verschmelzung zweier auf den ersten Blick vollkommen unterschiedlicher Themen: „Homosexualität im Nationalsozialismus“ und „Pyramus et Thisbe“, 2000 Jahre alte Liebeslyrik in Lateinischer Sprache.

Für das von Homosexuellen erlittene Unrecht im Nationalsozialismus gab es nicht nur keine Entschädigung, sondern der Anti – Homosexuellen – Paragraph 175 wurde sogar erst 1969 und 1973 schrittweise aufgehoben wurde.

Die Geschichte von Pyramus und Thisbe beschreibt zeitlos poetisch und lebendig, genau das, was die Jugend noch heute bewegt: Pubertät, Identität, Liebe, Haß, Verzweiflung und vor allem der Wunsch, einen Partner zu finden mit dem man ganz und gar eins werden kann, zusammengehören, bis über den Tod hinaus.

Die Veranstaltung war eine Kooperationsveranstaltung des Deutsch-Israelischen Freundeskreis Ingelheim und dem Jugend- und Kulturzentrum Yellow und wurde gefördert von der Partnerschaft für Demokratie der Stadt Ingelheim am Rhein im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben“ und dem Landesarbeitskreis Gedenkstätten (LAG).

Gedenkfeier zu den Novemberpogromen

Am 9. November fand wieder die Gedenkstunde auf dem Synagogenplatz statt. Dazu schrieb der Ingelheimer Kurier, Ausgabe 46/2021:

Reinigung der Stolpersteine

Am Samstag, den 6. November wurden die Stolpersteine gereinigt. Manche waren mit Blumen und Kerzen geschmückt und mit weiteren Informationen versehen. Wie im letzten Jahr übernahmen Bürgerinnen und Bürger die Patenschaft für die Steine. Vielen Dank, dass alles gut geklappt hat. Die Reinigung fand in Kooperation mit „InRage“ statt.

Mahnwachen

Zweimal wurde in diesem Jahr wieder eine Mahnwache auf dem Renate-Wertheim-Platz gehalten, im August und im Oktober. Anlass waren die Demonstrationen einer kleinen rechtsextremistischen Gruppe, die wiederholt Kundgebungen in Ingelheim abhält. Es beteiligten sich wieder Unterrichtende und Lernende von Ingelheimer Schulen und die Kinder- und Jugendfarm. Wir wollen verhindern, dass das Andenken an Renate Wertheim geschändet wird.

Rundgang zu den Stolpersteinen

Am Samstag, den 23. Oktober führte Klaus Dürsch auf Einladung der Kreisvolkshochschule zu einigen Stolpersteinen. Er erzählte auf diesem Rundgang über das Schicksal Ingelheimer Juden. Er berichtete auch über Kontakte, die zu Nachfahren in den USA. Argentinien und Israel bestehen.

Ein Rundgang über den jüdischen Friedhof

Zum Tag des offenen Denkmals 2021

Jüdisches Leben ist in Ingelheim am Rhein aus schriftlichen Quellen seit dem Mittelalter nachweisbar. Die ältesten sichtbaren Zeichen jüdischen Lebens sind die erhaltenen Grabsteine, der älteste lesbare stammt aus dem Jahr 1726. Die Juden, die während der letzten Jahrhunderte bis zur Shoah in Ingelheim und gan Rheinhessen lebten, durften sich nach dem 30-jährigen Krieg mit Erlaubnis der Kurpfälzischen Kurfürsten ansiedeln. Im Rahmen des Programms „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ lud der Deutsch-Israelische Freundeskreis Ingelheim e.V. zu einer Führung über den größten Ingelheimer jüdischen Friedhof in der Hugo-Loersch-Straße ein. Klaus Dürsch informierte über die Ingelheimer jüdischen Friedhöfe und referierte anhand einiger Grabsteine über das Leben der hier ruhenden Verstorbenen.

Jüdisches Leben in Ingelheim –

Vom Mittelalter bis zur Shoah

Grabstein von Sara Rindskopf, 1750-1817 auf dem Friedhof Ingelheim „Im Saal“. Nachfahren von Sara Rindskopf leben heute in den USA.

Am Donnerstag, den 19. August 2021 hielt Klaus Dürsch einen Vortrag unter diesem Titel im Rahmen von 1700 Jahre jüdisches Leben in Rheinland-Pfalz.

Dieser Vortrag gab einen geschichtlichen Abriss über das jüdische Leben in Ingelheim seit dem Mittelalter. Klaus Dürsch, Vorsitzender des Deutsch-Israelischen Freundeskreises Ingelheim e.V. ging anhand von einigen Beispielen der Frage nach, wie Juden mit ihren nichtjüdischen Nachbarn lebten. Der Schwerpunkt lag auf der Zeit zwischen 1700 und 1942. Erst in dieser Zeit ist von einer kontinuierlichen Siedlung von Juden in Ingelheim auszugehen, die mit ihrer Vertreibung und Ermordung in der Shoah endete. Nachfahren leben heute hauptsächlich in den USA, Israel, Frankreich und Argentinien.


Es handelte sich um eine Kooperationsveranstaltung mit dem Museum an der Kaiserpfalz.

Reinigung der Stolpersteine

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Am Samstag, den 7. November 2020 wurden die Stolpersteine gereinigt. Da es diesmal nicht möglich war, dass eine Gruppe unterwegs war, organisierte InRage eine Partnerschaft für die Reinigung. Wer Steine reinigen wollte, konnte sich in eine doodle-Liste eintragen. Es klappte. Die Kollage oben gibt einen Eindruck von den vielen Ideen der Teilnehmer. Vielen Dank. Nur in der Mainzer Straße fehlten aufgrund der Baustelle einige Steine. Sie werden vom Bauamt bzw. einem Hauseigentümer verwahrt und nach den Baumaßnahmen wieder eingesetzt.

Sie kommen wieder

Am 3. Oktober waren wir wieder auf dem Renate-Wertheim-Platz. Es galt wieder, unsere Stadt vor allen rassistischen Tenzenzen zu schützen. Als Warnung dient uns das Schicksal von Renate Wertheim. Symbolisch sind wir deshalb auf diesem Platz anwesen und beschützen ihn, wenn sich rassistische Tendenzen in dieser Stadt zeigen. Untersützung kam auch wieder von der Antirassismus AG des SMG, der IGS Ingelheim und der Kinder- und Jugendfarm.

Am 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit, durften die Antidemokraten wieder marschieren. Die Zahl der Wächter auf dem Renate-Wertheim erhöhte sich bei jeder Veranstaltung. Es war zu spüren, dass sich viele Menschen aktivieren lassen, auch viele Jugendliche und ihrer Lehrpersonen, wenn die Demokratie in Gefahr ist.
 

Besuch des jüdischen Friedhofs am Tag des offenen Denkmals.

Der Deutsch-Israelische Freundeskreis Ingelheim e.V. lud wieder zum Tag des diesjährigen offenen Denkmals am 13. September 2020 ein. Klaus Dürsch stellte die Ingelheimer jüdischen Friedhöfe vor. Das Thema dieses Jahres war: “Im Zeichen der Nachhaltigkeit.” Die meisten Veranstaltungen waren in diesem Jahr digital. Auch wir haben einen Beitrag eingestellt. Angenommen Renate Wertheim würde noch leben. Ihre Großmutter hätte sie im Jahr 1939 an die Hand genommen und wäre mit ihr zu den Gräbern ihrer Vorfahren gegangen. Renate war damals vier Jahre alt, die Großmutter, Sophie Oppenheimer, geb. Stein war 65 Jahre alt. Was hätte sie ihr gezeigt? Der Beitrag lässt einen Rundgang durch Ingelheim auf den Spuren von Renate Wertheim nachvollziehen. Klaus Dürsch führte eine kleine Gruppe zu den Vorfahren von Renate Wertheim, die auf dem Friedhof in der Huge-Loersch-Straße bestattet wurden. Der älteste Vorfahr ist Veit Hirsch, der hier 1844 beigesetzt wurde.

Erneut Demo

Leider ließ die kleine Gruppe „Die Rechte uns auch in diesem Jahr nicht in Frieden und meldete eine Demonstation in Ingelheim an. Der DIF beteiligte sich an den Kundgebungen zur Erinnerung an das Grundgesetz am Freitag, den 13. August. Am Samstag, den 14. August. schützte er wiederum den Renate-Wertheim-Platz unter dem Motto: „Renate Wertheim, Kinder vor Rassismus schützen. An dieser Versammlung beteiligten sich auch die Anti-Rassismus AG des Sebastian-Münster-Gymnasiums und die Kinder-und Jugendfarm Ingelheim

Israel aktuell Torsten Seibold hielt am Mittwoch, den 11. März 2020, 19.30 einen Vortrag zur aktuellen Lage in Israel Torsten Reibold ist der Europarepräsentant von Givat Haviva – the Center for a Shared Society, der ältesten und größten israelischen Einrichtung im Bereich der jüdisch-arabischen Verständigungsarbeit. Er sprach über die innen- und außenpolitische politische Lage in Israel nach den Wahlen und die Stimmungslage in der israelischen Gesellschaft sowie das jüdisch-arabische Verhältnis in Israel. In einem zweiten Teil stellt re sich den Fragen aus dem Publikum. Zur aktuellen Lage aus der Sicht von Vivat Haviva siehe die Homepage:http://www.givathaviva.org

Antisemitismus – Juden als Fremd- und Feindbilder

Manfred Levy zeigte in seinem Vortrag am 04. Februar 2020 auf, dass antisemitische Haltungen in der deutschen Bevölkerung nach wie vor vorhanden sind. Antijüdische Ressentiments waren nie verschwunden, haben sich aber wieder im öffentlichen Raum etabliert. „Du Jude“ oder „Judenaktion“ gehört zu den alltäglichen Schimpfwörtern auf deutschen Schulhöfen. Alltagsantisemitismus ist keineswegs nur auf rechte Randgruppen oder Extremisten beschränkt, wo er mit Gewalt einhergeht. Als Einstellung, als Vorbehalt ist er in der Mitte der Gesellschaft verbreitet.
In dem Vortrag wurden Motive und Erscheinungsformen anschaulich dargestellt und sowie Positionierungen zu Israel, Antizionismus und der Umgang mit muslimisch motiviertem Antisemitismus erörtert.
Manfred Levy arbeitet für das Jüdische Museum Frankfurt am Main. Es war eine Kooperationsveranstaltung mit der Fridtjof-Nansen Akademie für politische Bildung Ingelheim am Rhein.

Renate Wertheim

Am Dienstag, den 12. November 2019 erinnerte Klaus Dürsch an Renate Wertheim und gab einen Einblick in die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Ingelheim. Eingeladen hatte der Historische Verein Ingelheim.

Der Familienstammbaum vieler jüdischer Familien in
Ingelheim lässt sich bis ins 18. Jahrhundert
nachweisen, so auch der von Renate Wertheim. Sie wurde in eine dieser
alteingesessenen jüdischen Familien hineingeboren, die Familie Siegmund Oppenheimer.
Sie durfte hier nur sieben Jahre leben und wurde
1942 mit den letzten Ingelheimer Juden in den Osten
deportiert und dort ermordet. Dies war gleichzeitig
das Ende der Ober-Ingelheimer jüdischen Gemeinde.
Nach Renate Wertheim wurde 2018 der Platz vor
dem Sebastian-Münster Gymnasium benannt.

Gedenkveranstaltung

Zur Gedenkveranstaltung anlässlich der Reichspogromnacht vor 81 Jahren versammelten sich am Samstag, den 9. Novemner 2019 ca. 150 Bürgerinnen und Bürger Ingelheims an der Stele auf dem Synagogenplatz. Schwenk schrieb dazu in der AZ Ingelheim:

„Jedes Jahr am 9. November findet am Ober-Ingelheimer Synagogenplatz eine Gedenkfeier statt, mit der an die Reichspogromnacht 1938 erinnert wird. Im November vor 81 Jahren waren überall in Deutschland Synagogen zerstört, jüdische Geschäfte geplündert und Wohnungen verwüstet worden. Juden wurden misshandelt, verhaftet oder getötet. „Auch in unserer Stadt ging die böse Saat auf“, erinnerte Oberbürgermeister Ralf Claus daran, dass es auch in Ingelheim zu Übergriffen, Plünderungen und Gewalt gegen jüdische Mitbürger kam.

„Der Gedenktag ist immer auch ein Mahntag“, betonte der OB bei der Veranstaltung an der Gedenkstele, die an die zerstörte Synagoge erinnert. „Und dieses Mahnen scheint von Jahr zu Jahr nötiger zu werden“, meinte Claus mit Verweis auf die besorgniserregende Zunahme von Antisemitismus sowie die jüngsten Gewalttaten.
 
 
Rechtsextremistisches Gedankengut finde immer mehr Eingang in die Gesellschaft und vergifte das Klima, so Claus. „Hier sind wir alle gefragt.“ Es dürfe kein Wegschauen und keine Gleichgültigkeit geben, auch nicht in der Politik. Der Ingelheimer Stadtrat habe mit einer einstimmigen Resolution gegen Antisemitismus nach der Tat von Halle ein deutliches Signal gesetzt.
Für den Deutsch-Israelischen Freundeskreis (DIF) erinnerte Klaus Dürsch an das Schicksal von Renate Wertheim, die als siebenjähriges Mädchen mit ihrer Familie deportiert worden war. Während der Novemberpogrome 1938 wurde auch das Anwesen der Wertheims verwüstet und das kleine Geschäft geplündert. Am 20. September 1942 wurde die Familie abgeholt und ins Vernichtungslager gebracht. Die erhoffte Ausreise in die USA war am fehlenden Geld gescheitert. Denn anders als immer wieder behauptet, seien längst nicht alle Juden reich gewesen. „Viele Juden waren arm“, erklärte Dürsch, „das soll hier noch einmal ausdrücklich betont werden“. Die Behauptung von den „reichen Juden“ werde nicht richtiger, je öfter sie wiederholt werde. Dürsch appellierte an die Umstehenden, genau hinzuschauen, wie es den Minderheiten in unserer Gesellschaft ergehe. Das nämlich sei ein wichtiger Indikator für den Zustand der Demokratie.
 
Gedenkstunde anlässlich des Novemberpogroms 1938
„Demokratie ist ein hohes Gut, das wir nicht einfach den Rechten überlassen dürfen“, mahnte Dieter Engelhard, Vorsitzender des „Ingelheimer Bündnisses gegen Rassismus und Gewalt“ (In-RAGE). „Hier gilt es, ein wachsames Auge zu haben.“ Dies auch im Hinblick darauf, dass Ingelheim im Jahr 2019 zweimal mit rechten Aufmärschen konfrontiert war. Unter anderem am Renate-Wertheim-Platz, den Ingelheimer Bürger vor den Rechtsextremisten schützen mussten. „Wir werden sicher noch einige Aufmärsche erleben“, so Engelhards Prognose.
Gedenkstunde anlässlich des Novemberpogroms 1938

Der katholische Pfarrer Christian Feuerstein beklagte, dass jüdisches Leben in unserem Land leider immer noch nicht sicher ist. Das sei „beschämend für uns alle“. Wie in jedem Jahr fand auch an diesem 9. November wieder die Reinigung der Stolpersteine statt, zu der DIF und In-RAGE aufgerufen hatten. Alle 36 Messingplatten im Stadtgebiet, mit denen die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus wachgehalten wird, wurden poliert und mit roten Rosen und Grabkerzen flankiert. Der musikalische Beitrag zur Gedenkfeier kam in diesem Jahr von Carla Rodde und Simon Moeren von der Musikschule im Weiterbildungszentrum.“

>>>AZ-Ingelheim vom 11. November 2019<<<

Besuch des jüdischen Friedhofs

Zum  Tag des offenen Denkmals lud der DIF am Sonntag, den 8. September wieder zu einem Besuch auf dem Jüdischen Friedhof in der Hugo-Loersch-Straße ein. Klaus Dürsch stellte hier bestattete Personen anhand einiger Grabsteininschriften vor und referierte über das Leben der hier ruhenden Verstorbenen. Das Thema dieses Jahr war  „Modern(e): Umbrüche in Kunst und Architektur“. So wurde auch der Stil der Grabsteine Thema. Für viele überraschend war, dass sich die Grabsteine kaum von denen der nichtjüdischen Ingelheimer unterscheiden. Nur sind die nur noch selten erhalten.

 

Reinigung der Stolpersteine

Am Samstag, den 9. November, 2019 wurden wieder die Stolpersteine gereinigt und zum Gedenken an die aus Ingelheim deportierten und ermordeten Juden Blumen niedergelegt und Kerzen angezündet. Wie jedes Jahr wurde die Aktion gemeinsam von Mitgliedern des Deutsch-Israelischen Freundeskreis und In-RAGE, dem Ingelheimer Bündnis gegen Rassismus und Gewalt zur Reinigung durchgeführt.

Demonstrationen gegen Rechts

Eine Gruppe Rechter rief am 20. April zu einer Demonstration in Ingelheim auf. Dies veranlasste ein breites Bündnis, auch den DIF, Gesicht zu zeigen. Der DIF rief zu einer Versammlung auf dem Renate-Wertheim-Platz auf und veröffentlichte folgende Verlautbarung:

Ingelheim – bunt und weltoffen

Mehr denn je sind wir aufgerufen, diesen Wunsch auch zu leben. Gerade die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit lassen nachdenklich werden. Keine Angst ?! – ist das Motto der Ingelheimer Schöpfungswoche 2019, die Erkenntnisse, Erfahrung und Begegnung im Umgang mit der Angst vermitteln will. Wir setzen uns dafür ein, dass Menschen, die nach Deutschland geflüchtet sind und sich integrieren wollen, hier angstfrei leben können.

Der Deutsch-Israelische Freundeskreis erinnert an Renate Wertheim, ein kleines Mädchen aus Ingelheim, dem am 18. Mai 2018 der neu geschaffene Platz zwischen Sebastian-Münster-Gymnasium und Mediathek gewidmet wurde.

Renate Wertheim wuchs hier im Schutz ihrer Familie auf, bis die Gesetze so geändert wurden, dass sie ausgeschlossen wurde. Sie wurde zur Jüdin erklärt, ob sie wollte oder nicht. Ihr Name Renate und der ihrer Geschwister Herbert und Heinz deuten darauf hin, dass es sich um eine assimilierte Familie handelte. Weder sie noch ihre Eltern wurden gefragt, ob sie Juden sein wollten. Die Rassengesetze von 1935 erklärten sie einfach zu Juden. Viele reichere Familien schafften es, ihre Kinder ins Ausland zu bringen. Die Familie von Renate Wertheim war arm. Als Deutschland „judenfrei“ werden sollte, wurde sie im Alter von 7 Jahren zusammen mit ihrer Familie als eine der letzten Juden am 20. September 1942 aus Ingelheim deportiert. Sie wurde in Osteuropa in einem der Vernichtungslager ermordet.

Heute gibt es wieder Menschen in Deutschland, die ein ausländerfreies Deutschland wollen. Sie nehmen in Kauf, dass Kinder und Jugendliche Deutschland verlassen sollen, nur weil sie nicht hier geboren wurden. Dabei ist es egal, ob sie hier gut integriert sind oder nicht.

Wir protestieren gegen solche Einstellungen und setzen uns für ein Deutschland ein, in dem alle Menschen, insbesondere Kinder und Jugendliche, ohne Angst vor Abschiebung leben und lernen können.

Wir laden dazu ein, sich auf dem Renate-Wertheim-Platz in Ingelheim am 20. April 2019 zwischen 12.00 Uhr und 17.30 Uhr zu versammeln, Menschen unserer Stadt, aus allen Nationen, insbesondere Kinder und Jugendliche. Lassen Sie uns hier begegnen und ins Gespräch kommen, miteinander spielen, singen. Und unseren Willen kundtun, eine lebenswerte Stadt für alle seine Bewohner aufzubauen und zu erhalten.

Ingelheim, bunt und weltoffen auf dem Renate-Wertheim-Platz                                Foto: DIF

Presseverlautbarungen zum Thema:

>>>>>>Allgemeine Zeitung Ingelheim>>>>>>>

>>>>>>Wormser Zeitung>>>>>>>>

>>>>>SWR>>>>>>>>>>

Zum zweiten Mal wurden wir am 17. August von einer Demonstration heimgesucht. Der DIF organisierte wieder die Bewachung des Renate-Wertheim-Platzes, zusammen mit weiteren Organisationen aus Ingelheim.

 

Nachfahren von Bruno Langstädter zu Besuch

Am 14. April besuchte Yael Scharf, die Tochter von Bruno Langstädter Ingelheim. Ihr Vater verbrachte hier seine Kindheit. Sein Vater war an den Folgen seiner Verletzungen im 1. Weltkrieg gestorben. Sein Onkel Louis Langstädter nahm ihn auf.

Yael Scharf, geb. Langstädter mit ihren Töchter Orit und Liat aus Israel. Die Straße ist nach ihrem Onkel benannt, bei dem Yaels Vater aufwuchs

Zum Besuch schrieb Beate Schwenk am 25. April 2019 in der AZ Ingelheim:

INGELHEIM – „Zu meinen Töchtern habe ich gesagt, ich möchte noch in diesem Leben dahin, wo mein Vater gelebt hat.“ Yael Scharf steht mit ihren beiden Töchtern Orit und Liat am Synagogenplatz in Ober-Ingelheim, wo seit 1992 eine Gedenkstele an das Schicksal der Ingelheimer Juden erinnert. Bis vor wenigen Monaten wusste die 80-Jährige nicht, dass ihr Vater Bruno Langstädter einen Teil seiner Kindheit in Ingelheim verbracht hat. „Die Eltern haben zu Hause nichts erzählt“, berichtet Yael Scharf. Über Deutschland sei nie gesprochen worden. „Gar nichts wusste ich die ganzen Jahre“, erzählt sie in fließendem Deutsch.
Yaels Vater war ein Neffe Ludwig Langstädters, der seit 1908 Religionslehrer in Ober-Ingelheim und Kantor der dortigen Synagoge war. Nachdem Brunos Vater Heinrich im Ersten Weltkrieg gefallen war, kam der Junge im Alter von neun Jahren zu seinem Onkel Ludwig, wo er mit seinem Cousin Kurt Langstädter aufwuchs. In Ober-Ingelheim besuchten beide Jungen die Höhere Bürgerschule. 1922 zog Bruno nach Frankfurt, um dort eine Lehre zu machen.
 
 
„Wir wussten nicht, ob er überlebt hat“, bemerkt Klaus Dürsch, Vorsitzender des Deutsch-Israelischen Freundeskreises (DIF), der das Schicksal der Ingelheimer Juden seit vielen Jahren erforscht und dokumentiert. Die Spur Bruno Langstädters hatte sich nach dem Wegzug aus Ingelheim verloren. Vor einigen Monaten indes ergab sich unvermittelt ein Kontakt zu Brunos Tochter, die in Israel lebt. Auf diese Weise erfuhr Klaus Dürsch, dass Bruno Langstädter 1936 mit seiner Ehefrau ins britische Mandatsgebiet Palästina ausgewandert war.
„Meine Eltern hatten es nicht leicht“, sagt Yael Scharf. „Sie haben viel gearbeitet und sind jung gestorben.“ Bruno Langstädter starb 1971 mit 63 Jahren, Yaels Mutter wurde nur 56 Jahre alt. Ihre Eltern hatten sich in den 1930er Jahren in einem landwirtschaftlichen Camp kennengelernt, das der Vorbereitung auf die Auswanderung nach Palästina diente.
Nach dem Tod der Eltern waren für Yael zunächst die Quellen versiegt, die Auskunft über das Leben in Deutschland geben konnten. Doch vor drei Jahren änderte sich das. In Gerolzhofen wurde ein Stolperstein für Yaels Großmutter (Kathi Langstädter) verlegt. „Damals konnte ich nicht nach Deutschland kommen“, erzählt die alte Dame. Doch der Entschluss, dies nachzuholen, stand fest. Die Information, dass auch Ingelheim eine Reise wert sein könnte, bekam Yael durch Recherchen des Gerolzhofener Kulturforums, das auf der DIF-Homepage auf den Namen Bruno Langstädter gestoßen war. Damit schloss sich gewissermaßen ein Kreis.
 
 
Eine erste Begegnung gab es im Dezember 2018, als das Ehepaar Dürsch Yael Scharf in Israel besuchte. Sechs Monate später nun ist es Yael Scharf, die den Spuren ihres Vaters in Deutschland folgt. Es sind bewegende Momente für Yael und ihre beiden Töchter. Begleitet vom Ehepaar Dürsch sowie Lotan Sagi, dem stellvertretenden Vorsitzenden des DIF, suchen die Gäste aus Israel Erinnerungsorte auf. Sie machen einen Abstecher zum Alten Gymnasium, wo Bruno zur Schule ging, sie besichtigen den einstigen Wohnort der Familie Langstädter in der Stiegelgasse, an dem Stolpersteine verlegt sind. Die Besucherinnen zünden eine Kerze an und stellen sie neben die kleinen Messingplatten, die an Ludwig und Elisabeth Langstädter erinnern. An der Gedenkstele heißt Oberbürgermeister Ralf Claus die Gäste aus Israel willkommen. Anschließend macht sich die Gruppe auf den Weg zum jüdischen Friedhof in der Hugo-Loersch-Straße, auf dem Ludwig Langstädters erste Ehefrau Mathilde begraben ist.
Die erste Station an diesem Tag war die Ludwig-Langstädter-Straße, die nach Brunos Onkel benannt ist. An diesem Ort gab es für die Besucher eine schöne Überraschung. Im Jugend- und Kulturzentrum Yellow fand gerade ein deutsch-israelischer Jugendaustausch mit Schülern aus Afula statt. „Das war sehr aufregend“, sagt Yael Scharf und betont, wie wichtig sie so etwas findet. „So können die jungen Leute lernen, was man besser machen kann.“
 
Quelle:
 
 

 

 

Jugendaustausch Ingelheim-Afula

Vom 11.bis 18. April 2019 fand wieder der Jugendaustausch mit der Stadt Afula. Während dieser Tage war eine Gruppe mit 15 Jugendlichen aus Afula in Ingelheim anwesend.

Sieben Tage verbachten sie mit gleichaltrigen Israelis, um gemeinsam etwas zu erleben, das ist bei dem Austausch mit Jugendlichen aus Israel möglich. Afula kommt nach Ingelheim und im nächsten Jahr fliegt Ingelheim nach Afula, eine Stadt im Norden Israels mit der Ingelheim schon jahrzehntelang eine enge Freundschaft unterhält und mit der es schon zahlreiche Jugendbegegnungen gegeben hat.
Das gemeinsame Programm beinhaltete Outdoor-Aktionen, wie beispielsweise Klettern im Kletterwald auf dem Neroberg oder eine Schiffstour mit Seilbahnfahrten und Burgbesichtigung sowie einen Tagesausflug nach Straßburg. Außerdem begab sich die Gruppe mit dem Deutsch-Israelischen Freundeskreis auf Spurensuche in Ingelheim: Wo gab es in Ingelheim jüdisches Leben? Über Opfer des Nationalsozialismus erfuhr man bei einem Besuch der Gedenkstätte Hadamar.
Die israelischen Jugendlichen übernachteten gemeinsam in einem Gästehaus in Ingelheim und teilweise in Familien. Ein besonderer Höhepunkt des Programms war das Treffen mit geflüchteten Jugendlichen aus Syrien, die heute in Ingelheim wohnen,  im Yellow, mit Musik und Workshops. Eine Überraschung war, als Yael Scharf, geb. Langstädter zu der Gruppe sprach. Ihr Vater Bruno wuchs in den 1920er Jahren im Haus von Ludwig Langstädter am Synagogenplatz auf. Yael Scharf begab sich mit ihren Töchtern auf Spurensuche nach Ingelheim. Es war bewegend für sie, in der Ludwig-Langstädter-Straße zu Jugendlichen sprechen zu können.

Mitgliederversammlung

Am Samstag, den 6. April 2019 fand die Mitgliederversammlung im Gemeindezentrum der Versöhnungskirchengemeine Ingelheim-West statt. Der Vorsitzende Klaus Dürsch begrüßte die Anwesenden unstellte die Beschlussfähigkeit fest. Die Berichte der Schatzmeisterin und der Kassenprüfer wurde durch Herrn Sagi verlesen. Herr Dürsch gab den Bericht verlas den Bericht über die Jahre 2017/2018. Herr Kissel beantragte die Entlastung des Vorstandes, die angenommen wurde.
Bei den anschließenden Neuwahlen wurden Klaus Dürsch als Vorsitzender und Herr Sagi als Stellvertreter und Frau Krupka als Geschäftsführerin und Schatzmeisterin  wieder gewählt. Als Beisitzer wurden Frau Isabelle Prassé und Herr Sascha Lakinger gewählt. Kassenprüferinnen wurden wieder Frau Hahn und Frau Wiedeman. Herr Dürsch dankte allen Anwesenden für ihr Kommen und schloss die Mitgliederversammlung und besonders Herrn Fiedler, der aus dem Vorstand ausscheidet.

Anne Frank – verstecktes Leben

Am 24. und 25. Januar 2019 präsentierte imRahmen des Gedenktages an die Opfer des Nationalsozialismus das Fliegendes Theater Berlin im
Jugend- und Kulturzentrum „Yellow“ eine Theaterperformance zur Geschichte des lebensbedrohlichen, extrem eingeschränkten Daseins der Anne Frank . Das Theater arbeitete mit Puppen, Schauspiel, Videoprojektionen und Livemusik. Es wurde mit assoziativen Bildern zu Texten aus Annes Tagebuch, sowie Texten von Rudolf Höß, dem Leiter des KZ Auschwitz gearbeitet. Es wurde die Frage gestellt, wie es sich wohl anfühlen muss, jahrelang versteckt und in Angst zu leben.

Ebenso stellte sich die Frage nach den Tätern, danach, wozu ein Mensch fähig ist in außergewöhnlichen Zeiten und welche Bedingungen es dafür braucht. Das Stück zeigte, wie sich die zunehmende Einschränkung des Lebensraumes – bis hin zur Vernichtung, am Einzelschicksal vollzieht. Es vermittelte dem Zuschauer eine sinnliche Erfahrung dieses dunklen Teils deutscher Vergangenheit vermitteln.

Am Donnerstag fand eine Abendveranstaltung statt, am Freitag morgen eine Schulveranstaltung. Schülerinnen und Schüler aus der Integrierten Gesamtschule, dem Sebastian-Münster-Gymnasium und der Kaiserpfalz Realschule plus nahmen teil.

Es war eine Kooperationsveranstaltung des Deutsch-Israelischen Freundeskreis Ingelheim e.V. und des Jugend- und Kulturzentrum „Yellow“.

2019

Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht

Gedenkstunde auf dem Synagogenplatz

 

Gedenken an die jüdischen Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft anlässlich des 80. Jahrestages des Pogroms vom 9./10. November 1938 am Freitag, den 9. November 2018 um 18.00 Uhr vor der Stele auf dem Synagogenplatz.

Gedenkstunde auf dem SynagogenplatzStele auf dem Synagogenplatz Ober-Ingelheim. In Zusammenarbeit mit der Stadt Ingelheim am Rhein.

Frau Bachmann, Stadt Ingelheim am Rhein, schrieb dazu:

„Bereits 80 Jahre ist es her, dass in ganz Deutschland Synagogen gebrannt hatten und noch immer wird die Erinnerung ganz bewusst wachgehalten. Alljährlich gedenken viele Bürger am Synagogenplatz in Ober-Ingelheim am 9. November der Reichspogromnacht in einer kleinen Feierstunde, in diesem Jahr waren besonders viele Ingelheimer anwesend.

In einer eindrucksvollen Rede mahnte der Ehrenvorsitzende des Deutsch-Israelischen Freundeskreises (DIF) Hans-Georg Meyer zum einen vor der Floskel „Nie wieder“, die nicht bezeichnen soll, das Vergangene wie dass es am Strandbad nie mehr wie 1933 ein Schild geben solle mit der Aufschrift „Judenbesuch nicht erwünscht, Christenmädels gehen nicht mit Juden“ zu betrauern, sondern dass keiner warten und zusehen solle, heute und morgen die Dinge beim Namen zu nennen und antisemitischen Übergriffen entgegenzutreten.

Zum anderen fragt er, wie man aus der achselzuckenden „Da kann man nichts machen“ Mentalität herauskäme. Neue rechte Strömungen von „Alt- und Neu-Gestrigen“ sollten nicht in die Lage versetzt werden, ihren Hass gegen Minderheiten wieder schüren zu können.

Oberbürgermeister Ralf Claus widmete sich in diesem Jahr den Problemen der Menschenrechte, der Toleranz und dem Verständnis füreinander. Es scheine ihm immer schwieriger zu werden, diese gesellschaftlichen Themen einzufangen.

Annika, Helena und Lena-Sophie vom Sebastian-Münster-Gymnasium hatten sich nach einer genauen Beschäftigung mit Ingelheims jüngster Jüdin Renate Wertheim eigene Gedanken zu einem neuen Miteinander im Kleinen, in der Hausgemeinschaft und der Nachbarschaft gemacht.

Auch Pfarrer Peter Fleckenstein von der evangelischen Versöhnungskirche rief dazu auf, wieder Worte zu formulieren und nicht in Sprachlosigkeit zu verharren. Und Klaus Dürsch vom DIF forderte mehr Aufmerksamkeit gegenüber Minderheiten an.

Die Gedenkstunde wurde musikalisch mit Cello und Akkordeon vom Duo Kocurek vom Weiterbildungszentrum begleitet.“

Quelle: Homepage der Stadt Ingelheim am Rhein

AZ Ingelheim vom 11. November 2018 zur Gedenkstunde

Reinigung der Stolpersteine

Am Samstag, den 3. November 2018 reinigte der DIF in Zusammenarbeit mit dem Ingelheimer Bündnis gegen Rassismus und Gewalt e.V. die 35 Ingelheimer Stolpersteine. Einige Bürger folgten der Einladung und halfen mit. Als Erinnerung an die Menschen die hier lebten und zwangsweise ihren Wohnsitz verlassen mussten, wurden Blumen niedergelegt und Kerzen aufgestellt.

Reinigung der Stolpersteine Mainzer Straße 78, hier sogar mit musikalischer Begleitung. Foto: privat

 

Besuch des jüdischen Friedhofs

Am Tag des offenen Denkmals 2018, am Sonntag, den 9. September 2018, 15.30 Uhr lud der DIF wieder zu einem Besuch auf dem Jüdischen Friedhof in der Friedhof Hugo-Loersch-Straße ein.

Klaus Dürsch bezog sich auf das Jahresthema „Entdecken, was uns verbindet“. Er betonte, dass jüdische Friedhöfe viele Stilelemente mit den christlichen und kommunalen Friedhöfen der Zeit teilen. Manche Grabsteine wurden beim gleichen Steinmetz gekauft und haben exakt die gleiche Form. Es gibt nur wenige typisch Jüdisches wie die hebräische Schrift und die jüdische Symbolik. Da in diesem Jahr der Renate Wertheim Platz eingeweiht wurde, führte der Referent so über den Friedhof, wie es die Angehörigen des Kindes getan hatte und erzählte die Geschichte der hier begrabenen Angehörigen des Mädchens.

Übersicht über den jüdischen Friedhof Hugo-Loersch-Strasse Foto: Michael Schlotterbeck.

Renate Wertheim-Platz eingeweiht.

Renate-Wertheim-Platz
Renate-Wertheim-Platz Foto: Michael Mohr

Am 18. Mai 2018 wurde der Platz zwischen dem Sebastian-Münster Gymnasium und der Mediathek in einem feierlichen Akt nach Renate Wertheim benannt. Herr Gerhard Wieseotte von der Allgemeinen Zeitung schrieb dazu:

„INGELHEIM – Wer war Renate Wertheim? Ein kleines Mädchen, am 20. März 1935 in der Heimesgasse 6 in Ober-Ingelheim geboren, das aus Sicht der nationalsozialistischen Machthaber einen Makel hatte: Sie, ihre Geschwister, Eltern und Großeltern waren Juden. Klaus Dürsch, der Vorsitzende des Deutsch-Israelischen Freundeskreises (DIF), rief aus Anlass der Einweihung des Renate-Wertheim-Platzes vor der Mediathek jetzt noch einmal ihre kurze Lebensgeschichte in Erinnerung. Renate war das dritte Kind der Eheleute Josef und Anna Wertheim. Der Vater stammte aus Lampertheim, die Mutter wurde bereits in der Heimesgasse geboren: Eine alte Ingelheimerin also. „Sicher ist Renate behütet aufgewachsen“, sagte Dürsch. Aber spätestens die Pogromnacht 1938 zerstörte ihre beschützte Kindheit. Da holten der Hass und der Rassismus des braunen Mobs sie und ihre Familie ein. Nazischergen, so erinnerte Dürsch, drangen auch in das Haus der Wertheims ein und demolierten die Wohnung. Wie viel bekommt ein kleines Mädchen von solchen Ereignissen mit? Wie viel spürt sie von den Sorgen und Ängsten der Eltern und Großeltern? Wahrscheinlich einiges. Die vorher noch einigermaßen heile Welt der Familie war in höchstem Maße, wie sich später herausstellen sollte, bedroht. Der Vater wurde festgenommen und verbrachte zwei Wochen im Konzentrationslager Buchenwald. Es war eine Warnung: Die Familie sollte wie so viele andere jüdische Familien zur Auswanderung veranlasst werden. Doch die Wertheims waren arm, das kleine Textilgeschäft in der abgelegenen Heimesgasse brachte wohl nicht genug Profit. Die Familie konnte die umgerechnet 40 000 Euro pro Person nicht aufbringen. So verblieb man in Ingelheim, bis zum 20. September 1942. Dann wurden Großmutter Sophie Oppenheimer, Josef, Anna und Renate Wertheim mit 14 weiteren Ingelheimern abgeholt, in die Vernichtungslager Auschwitz und Treblinka deportiert und dort ermordet. „Es ist gut, dass der Platz hier zwischen Schule und Mediathek nach Renate benannt wird. Ihr Schicksal sollte eine Mahnung an uns sein: Dass wir den Rassismus bekämpfen, wo immer uns das möglich ist“, betonte Klaus Dürsch.

Oberbürgermeister Ralf Claus dankte in seiner Rede dem Ingelheimer Bündnis gegen Rassismus und Gewalt (In-RAGE), das den Anstoß für die Benennung des Platzes nach Renate Wertheim gegeben habe. Claus spannte den Bogen von der Nazi-Zeit bis in die Gegenwart: Es sei eine allgemeine Zunahme von Hass, Gewalt und Ausgrenzung in unserem Land zu beobachten: „Dem müssen wir entschieden gegenübertreten.“ Ingelheim, so der OB, sei eine „Stadt der Toleranz und des friedlichen Zusammenlebens im Sinne des Ingelheimer Appells“.

Die berührende Feierstunde umrahmten Rainer Ghitescu und seine „Liedermacher“ mit nachdenklichen, aufrüttelnden Liedern gegen Krieg, Verfolgung und Rassismus sowie die Big- Band des Sebastian-Münster-Gymnasiums unter der Leitung von Gerd Klein.

Parallel zur Einweihung des Renate-Wertheim-Platzes wurde auch der Steinbuchturm der Künstlerin Anna Kubach-Wilmsen seiner Bestimmung übergeben. Er steht bereits seit dem 6. Dezember an seinem Platz vor der Mediathek. Die Beigeordnete Irene Hilgert würdigte den Turm als „das Kunstwerk, das der Mediathek eine besondere Note verleiht“. Menschen, so Hilgert, hätten den Wunsch nach schönen Bauwerken, suchten nach dem belebenden Akzent: „Einen solchen Akzent setzt der Steinbuchturm.“

siehe AZ vom 22. Mai 2018 >>>>

 

 

Jüdisches Leben in Wiesbaden

Am Sonntag, den 22. April 2018 lud der DIF zu einem Besuch von Stätten jüdischen Lebens in Wiesbaden ein. Zunächst besuchten wir die Synagoge. Herr Landau legte bei seiner Führung den Schwerpunkt auf die Entwicklung der Wiesbadener jüdischen Gemeinde. Einen Schwerpunkt legte er auf die Neu-Entstehung nach 1945. Er erzählte, dass viele Juden nicht mehr in ihrer Heimat zurück konnten oder sogar nach Deutschland zurückkehrten, da sie dort vertrieben und sogar ermordet wurden. Die Alliierten richteten DP-Camps ein, Sammeleinrichtungen für „displaced persons“. Die ersten Juden, welche die  Wiesbadener Gemeinde gründeten, kamen aus diesen Lagern. Während man die Gemeinde in den Anfangsjahren noch als eine vorübergehende Einrichtung angesehen hatte, errichtete man 1960 eine neue Synagoge und entschied sich zum Bleiben. Seither hat sich die Gemeinde weiter entwickelt, einen großen Beitrag zur Integration der Juden aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion geleistet und bietet heute eine Vielzahl von Aktivitäten an.

Am Nachmittag führte Frau Dorothee Lottmann-Keseler zu geschichtlichen Orten in Wiesbaden. Am Denkmal der alten Synagoge erzählte sie u.a. von jahrelangen Bemühungen um die Errichtung. Heute sind dort die Namen der ermordeten Juden eingraviert und es findet die zentrale Gedenkfeier statt.

Das Pesachfest mitfeiern

 
Das Entzünden der Kerzen zu Beginn der Pesachfeier Foto: Migrationsbüro

In Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus bietet der Beirat für Migration und Integration der Stadt Ingelheim und das Migrations- und IntegrationsBüro in Kooperation mit dem Weiterbildungszentrum jährlich Ingelheimerinnen und Ingelheimer die Möglichkeit gemeinsam ein bedeutendes internales Fest kennenzulernen. Denn viele Studien belegen, dass persönliche Kontakte mit Betroffenen den Rassismus am ehesten abbauen können.

Nachdem in den vergangenen Jahren gemeinsam Nouruz, Ramadan und russisch Neujahr gefeiert wurde, wurden in diesem Jahr Einblicke in das jüdische Frühlingsfest Pessach gegeben. Der Deutsch-Israelische Freundeskreis Ingelheim gestaltete das Fest.

Pessach gehört zu den wichtigsten Festen des Judentums. Es erinnert an den Auszug aus Ägypten (Exodus), also die Befreiung der Israeliten aus der Sklaverei. Es soll daran erinnert werden, wie wichtig es ist, den Kampf für die Freiheit in jeder Generation fortzusetzen.

Ca. 70 Ingelheimerfolgten der Einladung am Samstag, den 3. März 2018 in den großen Saal des Weiterbildungszentrums der Stadt Ingelheim.
Die Gäste erlebten ein buntes Programm. Neben einer Einführung in Traditionen und Geschichte des Festes wurde  Musik gespielt und ein kleines jüdisches Festmahl gehalten.

siehe auch: Allgemeine Zeitung vom 7. März 2018

 

Ludwig Langstädter – Das Schicksal eines Ingelheimer jüdischen Lehrers

Am Freitag, den 26. Januar 2018, lud der DIF zum Gedenken an den Lehrer Ludwig Louis Langstädter ein.

Ludwig Langstädter. Passfoto auf der Identitätskarte von 1939.
Quelle: Universität Heidelberg

Als im Jahr 2010 die Kaiserpfalz- Realschule plus und das Ingelheimer Jugend- und Kulturzentrum neu gebaut wurden, entschied der Stadtrat, die Straße nach einem verdienten Ingelheimer jüdischen Lehrer zu benennen, Ludwig Louis Langstädter. Wer war dieser Mann, nach dem die Straße benannt wurde? Langstädter arbeitete ab 1908 in Ingelheim. Er wurde Volksschullehrer in Ober-Ingelheim angestellt. Außerdem gab er den jüdischen Kindern in der Volksschule und der weiterführenden Schule Religionsunterricht. Da es an der Ingelheimer Synagoge keinen Rabbiner gab, übernahm er dort viele Aufgaben. Einige Quellen bezeugen, dass er sich auch in der Ingelheimer bürgerlichen Gemeinde engagierte.

Während der Reichspogromnacht wurde die Synagoge zerstört. Langstädters Wohnung befand sich im Vorderhaus und wurde verwüstet. Langstädter zog nach Mainz. Von dort wurde er in den Osten deportiert.

Klaus Dürsch trug die Lebensgeschichte von Ludwig Langstädter vor.

Die Veranstaltung fand in Zusammenarbeit mid dem Ingelheimer Jugend- und Kulturzentrum „Yellow“ statt.

 

Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht

Zum Gedenken an die jüdischen Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft fand am Mittwoch, den 9. November 2017, die jährliche Gedenkfeier an der Stele auf dem Synagogenplatz Ober-Ingelheim statt.

Zu dem Geschehen während der Pogromnacht (auch Reichskristallnacht genannt) in Ingelheim siehe Novemberpogrom 1938.

Die Allgemeine Zeitung berichtete darüber:

„Ben Sagi findet deutliche Worte. Schnörkellos, schonungslos erzählt der 17-Jährige von einem Besuch in der Tötungsanstalt Hadamar. Spricht von industriell organisiertem Mord, von Unverständnis, Trauer, vor allem von Wut. Ben Sagi ist Teilnehmer des Austauschprogramms der Rotweinstadt mit dem israelischen Afula. Vor 17 Jahren wurde er in Israel geboren, heute lebt er in Ingelheim. Spricht vor der Gruppe, die sich zum Gedenken an die Opfer der Pogromnacht vor dem Mahnmal auf dem Synagogenplatz versammelt hat. Und die zollt dem jungen Mann Respekt, applaudiert nach seiner kurzen Rede.

Diese deutlichen Worte, diese Worte, die schockieren und aufrütteln sollen, die findet auch Oberbürgermeister Ralf Claus. Von einem wütenden Mob spricht er, der in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 auch in Ingelheim wütete. „Viele schauten zu, viele schauten weg. In dieser Nacht ging die böse Saat auf.“ Damit sie in Ingelheim nie wieder keimt, will Claus für ein alltägliches, friedliches Miteinander eintreten. Gerade in einer Zeit, in der politische Diskussionen wieder deutlich vom Vokabular des NS-Regimes geprägt sei. „In einer Zeit, in der bei vielen die Hemmungen fallen, im sicheren Denken, sich einer vorherrschenden Meinung anzuschließen.“ Sich einsetzen, nicht wegschauen – das sei man den Opfern von damals schuldig, appelliert Claus. „Deren Stimmen sind nicht vergessen, sie mahnen uns mehr denn je.“

Eine dieser Stimmen gehörte Walter Neumann. Ein Ingelheimer, an dessen Schicksal Klaus Dürsch, Vorsitzender des deutsch-israelischen Freundeskreises, erinnert vor dem von Kerzenschein beleuchteten Mahnmal. Dort eben, wo früher die Synagoge stand. Neumann jedenfalls konnte fliehen. 1933 im April lebte er als politischer Flüchtling in Paris. Ein leichtes Leben hatte er dennoch nicht. Dürsch spricht von Kriegen, Lagern, der Roten Armee. Aber Neumann hat überlebt. „Nur wenige erkannten damals die Gefahr. 1933, da war es in Ingelheim schon zu spät für den Widerstand.“ Das könne man sich nur schwer vorstellen, „hier in Ingelheim, vor unserer Haustür“ – auch Christian Feuerstein, Pfarrer aller Ingelheimer Katholiken, tut sich schwer. „Wir haben die Opfer von damals nicht gekannt, aber ihr Schicksaal treibt uns um.“ Feuerstein schließt darum all diejenigen in sein Gebet ein, die auch heute noch wegen ihrer Religion verfolgt werden. Die passenden Klänge zur Gedenkfeier lieferten die „Saxobeats“, das Saxophonensemble der Musikschule im Weiterbildungszentrum unter Leitung von Harry Braum.“

siehe auch: Allgemeine Zeitung Ingelheim vom 9. November 2017

Reinigung der Stolpersteine

Reinigung der Stolpersteine         Foto: privat

Am Samstag, den 4. November reinigte der Deutsch-Israelische Freundeskreis wieder zusammen mit in-RAGE, dem Ingelheimer Bündnis gegen Rassismus und Gewalt die 36 im Ingelheimer Stadtgebiet verteilten Stolpersteine. Die Steine wurden zum Gedenken von Ingelheimer Juden an ihrem letzten frei gewählten Wohnsitzen in Ingelheim von Gunter Demnig gesetzt. Die Vereine wollen mit dieser Initiative an die Verfolgten des NS-Regimes erinnern. Wie jedes Jahr wurden wieder Kerzen aufgestellt und Rosen niedergelegt. Klaus Dürsch erinnerte an den Stellen an das Schicksal der Verschleppten. Immer wieder besuchen Angehörige Ingelheim und sind bewegt, wenn sie zu den Stellen geführt werden, an denen ihre Vorfahren lebten.

Besuch des jüdischen Friedhofs

am Tag des offenen Denkmals im Rahmen des landesweiten Ehrenamtstags 2017 in Ingelheim

Übersicht über den jüdischen Friedhof Hugo-Loersch-Strasse Foto: Michael Schlotterbeck

Am Sonntag, den 10. September fand auf dem Friedhof in der Hugo-Loersch-Straße wieder eine Führung statt. Über dreißig Besucher folgten der Einladung.
Klaus Dürsch gab zunächst eine Einführung. Er suchte ein paar Grabsteine zum diesjährigen Thema des Tages des offenen Denkmals aus: „Macht und Pracht“. Er erzählte über die Lebensgeschichten der dort begrabenenen Personen.

Die Daten zu den Grabsteinen können beim Steinheim-Institut Epidat recherchiert werden.

Tagesausflug auf den Spuren jüdischen Lebens in Mainz

Am Sonntag, den 21. Mai lud der DIF zu einem Tagesausflug nach Mainz ein. Herr Andreas Berg führte zunächst in das jüdische Leben heute in der neuen Synagoge ein. Er spannte den Bogen von den ersten Spuren jüdischen Lebens in Mainz bis hin zur Hochzeit im Mittelalter. Weiterhin stellte er die neue Synagoge vor, sowohl was ihre Funktion betrifft als auch ihre architektonische Idee. Nach einer Mittagpause führte Frau Strehle an Orte, die für Juden in Mainz einmal wichtig waren. Sie zeigte, wo das Haus des 1848 er Revolutionärs Ludwig  Bamberger stand. An die Synagogen erinnern leider nur noch Gedenktafeln. Den Abschluss bildete ein Besuch im Landesmuseum. Dort wird der älteste jüdische Grabstein Europas aus dem 11. Jahrhundert.
Andreas Berg vor dem geöffneten Torahschrein in der Synagoge Mainz

Weinprobe zum israelischen Unabhänigkeitstag

Am Samstag, den 29. April 2017, lud der DIF zu einer Weinprobe in die Villa Neus, in Ingelheim ein.

Der DIF wollte den Israelischen Unabhängigkeitstag mit einem besonderen Thema begehen.  Herr Nowotsch, der sich in die israelische Weinkultur eingearbeitet hat, stellte zwölf Weine von bekannten und neuen israelischen Weingütern vor. Zu einem feierlichen Rahmen trug auch der Binger Liedermacher Volkmar Döring bei. Er interpretierte alte israelische Weisen, die zu den Festen in Israel häufig gespielt werden.

Jugend-Austausch

Ingelheim-Afula 2017

Der Jugendaustausch der Stadt Ingelheim mit der Stadt Afula lief wieder recht erfolgreich um harmonisch. Isabelle Prassé führte den Austausch wieder federführend durch. Ein Höhepunkt war der Projekttag mit in Ingelheim lebenden geflüchteten Jugendlichen aus Syrien – Siehe Pressebereicht in der AZ >> hier klicken <<. Lotan Sagi und Klaus Dürsch begleiteten die Jugendlichen durch Ingelheim. Bei der Führung standen die Spuren früheren jüdischen Lebens in Mittelpunkt. Anschließend fuhr die Gruppe in die Gedenkstätte in Hadamar bei Limburg. Hier war eine der Stätten der Euthanasie. Für viele israelische Jugendliche ist es überraschend, dass während der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur nicht nur Juden ermordet wurden, sondern wie hier psychisch kranke Menschen.

Jugendliche aus Afula und Ingelheim zu Besuch in der Gedenkstätte in Hadamar. Foto: DIF

Tommy Könnel schrieb dazu in der AZ-Ingelheim:

„INGELHEIM – Überall ist dieser Tage davon die Rede, Ängste abzubauen. Gegenüber dem Islam, gegenüber Fremden im Allgemeinen. Ein Ziel, das besonders im Dialog oder im Umgang miteinander erreicht werden kann. Wie schnell und fast spielerisch Ängste tatsächlich abgebaut werden können, bewies die „Deutsch-Israelische Jugendbegegnung“ mit einer ganz besonderen Idee.

Von Vorurteilen keine Spur
AUSTAUSCHPROGRAMM SEIT 1987
Der Austausch zwischen Jugendlichen aus Ingelheim und Afula findet seit 1987 statt.Immer im Wechsel besuchen die deutschen Teilnehmer das Gastland oder umgekehrt. In der Regel nehmen die Jugendlichen jeweils zwei Jahre an der Veranstaltung teil, um sich einmal gegenseitig zu besuchen. Teilnehmen dürfen alle Jugendlichen zwischen 15 und 18 Jahren. Die Teilnahmegebühren betragen 100 Euro (für die Veranstaltung in Ingelheim) und bis zu 450 Euro (für die Veranstaltung in Afula). Die „Deutsch-Israelische Jugendbegegnung“ wird durch Mittel des Kinder- und Jugendplans des Bundes und durch das Koordinierungszentrum „ConAct“ gefördert. „Ingelheim meets Israel meets Refugees“ hieß das Motto einer Veranstaltung im Rahmen des traditionellen Austauschs zwischen der Stadt Ingelheim und dem israelischen Afula. Einen ganzen Tag konnten sich syrische, israelische und deutsche Jugendliche kennenlernen und zusammen an Workshops teilnehmen. Von Vorurteilen war keine Spur zu erkennen, was keine Selbstverständlichkeit ist.

„Der eine oder andere Israeli hatte anfangs Bedenken, was das Zusammentreffen mit den Syrern anging, aber schon schnell haben die Jugendlichen alle Vorbehalte abgelegt“, erklärt Organisatorin Isabelle Prassé. Hilfreich sei dabei gewesen, dass einige der Syrer sich bereiterklärten, ihre Fluchtgeschichte vor der gesamten Gruppe zu erzählen. Außerdem haben alle Jugendlichen am Morgen Fragen zu ihrem Leben, ihrer Heimat, ihrer Kultur, ihrer Religion oder ihren Vorlieben beantwortet. „Da wurden schnell auch Gemeinsamkeiten deutlich“, so Prassé. Zudem hörten die Jugendliche einen Vortrag von Torsten Reibold, Repräsentant der Bildungs- und Begegnungsstätte „Givat Haviva“, die sich in Israel für eine friedliche und tolerante Gesellschaft engagiert.

Nach dem großen Kennenlernen am Morgen standen am Nachmittag Workshops auf dem Programm. Immer in gemischten Gruppen und je nach Vorlieben konnten sich die Jugendlichen für Graffiti, afrikanisches Trommelspiel, Klettern oder Jonglage anmelden. Die Workshops entstanden unter anderem durch Zusammenarbeit mit der Musikschule und dem Migrations- und Integrationsbüro. „Wir haben erstmals eine solche Veranstaltung im Programm gehabt und sind mehr als zufrieden mit dem Ablauf“, fasst Prassé die Erlebnisse zusammen.

Einen Eindruck, den die Jugendlichen sichtlich teilten. Selbst bei kalten und windigen Wetterverhältnissen waren sie motiviert, Graffiti-Kunstwerke im Freien anzufertigen. Auch für das Outdoor-Klettern haben sich schnell ein paar Freiwillige gefunden. Die gesamte Gruppe hat erkennbar schnell zueinandergefunden – man lachte und spielte miteinander, auch über kleinere Sprachbarrieren hinweg.

Zumindest die israelischen und deutschen Jugendlichen waren zu diesem Zeitpunkt aber bereits einige Tage zusammen. Vor dem gemeinsamen Tag im Yellow standen bereits zahlreiche Ausflüge auf dem Programm. So ging es nach Straßburg zum EU-Parlament, mit einer Rhein-Schifftour nach Rüdesheim, zum Klettersteig nach Boppard oder zur Emmerichshütte nach Daxweiler. Ein Ausflug führte die Jugendlichen zudem nach Hadamar. „Es war besonders für unsere israelischen Gäste interessant zu sehen, welche weiteren Gräueltaten der Nationalsozialismus zu verantworten hatte“, erklärt Prassé. Es sei manch einem nicht bewusst gewesen, dass auch weitere Randgruppen neben den Juden durch das NS-Regime ermordet wurden.

Tag im Yellow als krönender Abschluss

Zahlreiche Eindrücke also, die die Teilnehmer der „Deutsch-Israelischen Jugendbegegnung“ innerhalb der zehn Tage in Ingelheim aufnehmen durften. Das Highlight, da ist sich Prassé sicher, war jedoch der gemeinsame Tag im Yellow – zusammen mit den syrischen Jugendlichen. „Das werden wir beim nächsten Mal wiederholen“, meint Prassé. Schließlich sei es ungemein wertvoll, Ängste und Vorurteile abzubauen. Der Erfolg gibt ihr recht.“

 Israel – im Rahmen der „Bunten Stunde“

Am Donnerstag, den 6. April 2017, referierte unser Vorstandsmitglied Lotan Sagi über die Geschichte der Kibbuzim. Er sebst wuchs in Kibbuz Hahotrim auf, der am Fuß des Karmelgebirges direkt am Mittelmeer, in der Nähe der israelischen Stadt Haifa liegt.
Er sprach über das Kibbuzleben, basierend auf seinen persönlichen Erfahrungen. Seine Großeltern waren wanderten bereits zur osmanischen Zeit ins Land ein und waren Mitbegründer eines Kibbuz am See Gennesaret. In harter Gemeinschaftsarbeit bauten sie das Land mit auf und halfen während des Holocaust bei der Aufnahme der aus Europa kommenden flüchtenden Juden. Heute gibt es die sozialistische Lebensweise in den Kibbuzim kaum noch. Die Ortschaften verwandeln sich in normale Dörfer.
Der Abend fand im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Die Bunte Stunde“ des Migrations- und Integrationsbüros der Stadt Ingelheim am Rhein statt. Sie soll einen Einblick in Ingelheims Vielfalt der Nationalitäten, Kulturen und Individuen geben.

Mitgliederversammlung mit Neuwahl des Vorstands

Samstag, 18. März 2017, 15.00 Uhr

Zum Vorsitzenden wurde Klaus Dürsch wieder gewählt, zum Stellvertreter Lotan Sagi. Geschäftsführerin und Schatzmeisterin wurde Frau Susanne Krupka, Herr Helmut Fiedler und Frau Samantha Schuck Beisitzerinnen.

Bericht des Vorsitzenden:

Unsere letzte Mitgliederversammlung mit Neuwahlen fand am 25. April 2015   statt. Dieser Bericht bezieht sich auf den Zeitraum seit dieser Wahl.

  1. Das wichtigste Ereignis im Jahr 2015 war der Besuch von Frau Ruth Kapp-Hartz und ihrer Tochter im September. Der DIF lud sie ein. Sie sprach im Sebastian –Münster –Gymnasium und in der Kaiserpfalz Realschule. Im WBZ fand eine Abendveranstaltung statt. Wir nahmen ein Interview mit ihr auf. Dies zeigten wir bei der Gedenkveranstaltung am 27. Januar dieses Jahres im Jugend- und Kulturzentrum „Yellow“. Frau Kapp-Hartz fuhr von Ingelheim aus weiter nach Südfrankreich und besuchte die Orte, an denen sie versteckt war. Diese Begegnung war ein aktives Stück Versöhnungsarbeit. Dies wird insbesondere in den Aussagen der Tochter Diane Warsoff deutlich, die ihr Deutschlandbild durch diesen Besuch positiv korrigieren konnte.

Evelyne Lobel, eine weitere Cousine von Ruth Kapp Hartz, die in Paris wohnt, besuchte Ingelheim im November 2016. Sie schickte anschließend ein Foto von dem Haus ihrer Großeltern in der Mainzer Straße 78 mit ihren Großeltern Leopold und Franziska Stern darauf aus dem Jahre 1910.

  1. Das wichtigste Ereignis 2016 war die Beteiligung an der Ausstellung „Legalisierter Raub“ in den Mainzer Ministerien für Finanzen, Justiz und Verbraucherschutz. Wir konnten eine Vitrine im Gedenken an Karl und Lilly Neumann dazu beitragen. Zur Eröffnung der Ausstellung und zu einem Rundgang durch Ingelheim reisten Nachkommen der Familien an, unser Mitglied Prof. Hans Neumann und Milton Kaufmann. Es war eine Ehre für uns, dass sie unsere Arbeit so würdigen.
  2. Wenn wir bei der Geschichte sind so sei erwähnt, dass wir im Zuge der Veranstaltungen zum 100 jährigen Gedenken an den Weltkrieg der Ingelheimer jüdischen Opfer gedachten. In Zentrum stand Julius Levy, der Sohn des Ingelheimer Arztes Dr. Karl Levy. Er starb 1916 an der Ostfront. Seine Eltern und seine Schwester flohen 1934 nach Israel. Eine Nachfahrin schickte die Abschriften seiner Feldpostbriefe. Auf der Basis meiner Recherchen schrieb Frau Schwenk schrieb darüber einen Bericht in der AZ.
  1. Es fanden wieder mehrere Kooperationsveranstaltungen Einmal sind wir in gutem Kontakt mit dem Jugend- und Kulturzentrum „Yellow“. Einmal begleiteten wir eine Künstler Gruppe der Women`s World Zionist Organization aus Afula auf einem Ausflug zum Niederwalddenkmal. Es war ein sonniger Sonntag mit anregenden Gesprächen. Weiterhin unterstützen wir nach wie vor den Jugendaustausch zwischen Ingelheim und Afula, der federführend von Frau Isabelle Prassé durchgeführt wird.
  2. Zwei Ausflüge fanden statt. Einer nach Mainz in die Ausstellung „Legalisierter Raub“ und einer zu den jüdischen Einrichtungen in der Stadt Speyer in Geschichte und Gegenwart.
  3. Jährlich fanden wieder Führungen über den jüdischen Friedhof in der Hugo-Loersch-Straße am Tag des offenen Denkmals statt. Der Einladung folgen nach wie vor ca. 30 Personen aus Ingelheim und Umgebung.
  1. Auch die jährlichen Gedenkfeiern zum Novemberpogrom fand wieder statt. Die Kooperation mit der Stadtverwaltung klappt vorzüglich. Es konnten wieder Schulen und Verbände zur Mitarbeit gewonnen werden.
  2. Die Pflege der Stolpersteine ist unsere gemeinsame auf Aufgabe mit InRage, Bündnis gegen Rechts. 2015 reinigten wir die Steine wieder aus Anlass des Gedenktages am 9. November. 2016 fiel die Aktion wegen starken Regens aus.
  3. Wir hatten nur eine politische Veranstaltung mit dem Europa-Repräsentanten von Givat Haviva. Er sprach im WBZ zu der Friedensarbeit in Israel.
  4. Ein wichtiges Ereignis war die Online Stellung der Grabsteine in der Datenbank Epidat des Steinheim-Institutes. Mit Hilfe der Fachleute dort, insbesondere Frau Nathanja Hüttenmeister konnten die Daten ergänzt und korrigiert und in das Schema der Datenbank eingepasst werden. So sind sie heute für jedermann einsehbar.
  5. Einige Vereinsmitglieder stehen weiterhin in Kontakt mit Juden, die eine Verbindung zu Ingelheim haben. Heute sind es meist die Nachfahren. Erwähnen möchte in Harold Neumann, Milton Kaufmann, Prof. Hans Neumann, Chava Mayer und Liliana Rothschild
  6. Ich kann diesmal nur wiederholen, was ich auch schon zum Bericht vor zwei Jahren gesagt habe. Es bleibt unsere zwiefältige Aufgabe: die Aufarbeitung der jüdischen Geschichte und der Kontakt zu den Nachfahren der Ingelheimer Juden sowie die Völkerverständigung – mit Israel und damit zusammenhängend der Kampf gegen jegliche Form von Antisemitismus und Fremdenhass. Diese Aufgabe wird erschreckend aktueller als wir es uns noch vor ein paar Jahren hätten vorstellen könne.

Dein Name ist René

Das Schicksal eines in Frankreich versteckten Kindes

Eine Veranstaltung zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus


Zeit: Donnerstag, 26. Januar 2017, 18.00 Uhr
Ort: Jugend- und Kulturzentrum „Yellow“,
Ludwig-Langstädter-Straße 4, Ingelheim


Ruth Kapp-Hartz, die heute in den USA lebt, wäre eine Ingelheimerin geworden, wenn Hitler nicht an die Macht gekommen wäre. So flohen
die Eltern zunächst ins britische Mandatsgebiet Palästina und von
dort nach Frankreich. Als die deutschen Truppen 1940 in Frankreich
einmarschierten, flohen sie nach Südfrankreich und verbargen ihre
jüdische Identität. Eine Cousine gab ihr dort den Namen René, da Ruth
zu jüdisch klang.
Als auch Südfrankreich besetzt wurde, versteckten sich die Eltern
mit Hilfe der französischen Widerstandsbewegung in einem Dorf in
der Nähe von Toulouse und die Sechsjährige in einem Kloster. Dieses Erlebnis hat sich so eingeprägt, dass sie sich heute noch als „verstecktes
Kind“ bezeichnet.
Klaus Dürsch stellt das Leben von Ruth Kapp-Hartz vor. Es wird unter anderem ein Film gezeigt, der während ihres Besuches in Ingelheim im September 2015 aufgenommen wurde. Anschließend haben die Teilnehmer die Möglichkeit zu einem Austausch, bei dem auch Parallelen zu heutigen
Fluchtschicksalen gezogen werden können.
Veranstaltende: Deutsch-Israelischer Freundeskreis Ingelheim e. V., Jugend- und Kulturzentrum „Yellow“

Siehe den Bericht in der Allgemeinen Zeitung Ingelheim vom 31. Januar 2017

Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht

Zum Gedenken an die jüdischen Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft fand am Mittwoch, den 9. November 2016, die jährliche Gedenkfeier an der Stele auf dem Synagogenplatz Ober-Ingelheim statt.

Zu dem Geschehen während der Pogromnacht (auch Reichskristallnacht genannt) in Ingelheim siehe Novemberpogrom 1938

Beate Schwenk schrieb dazu in der Allgemeinen Zeitung Ingelheim:

„INGELHEIM – Bei strömendem Regen wurde am gestrigen Mittwoch, 9. November, an die Reichspogromnacht vor 78 Jahren erinnert. Die Gedenkveranstaltung auf dem Synagogenplatz wurde vom Posaunenchor der evangelischen Versöhnungskirche umrahmt. Zuvor waren die zum Gedenken an die deportierten Ingelheimer Juden verlegten Stolpersteine gereinigt worden.

 

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 hatte es überall in Deutschland Übergriffe auf jüdische Einrichtungen gegeben. Geschäfte und Wohnungen wurden zerstört, Synagogen angezündet, Menschen misshandelt und ermordet. „Auch in unserer Stadt wütete der Nazi-Pöbel“, erinnerte Oberbürgermeister Ralf Claus. Und viele hätten zu- oder weggeschaut.

Aufrüttelnde Worte von Hans-Georg Meyer

An eine alteingesessene Ingelheimer Familie erinnerte Klaus Dürsch, Vorsitzender des Deutsch-Israelischen Freundeskreises (DIF). Mehr als 200 Jahre lebte die jüdische Familie Hirsch in Ober-Ingelheim und führte einen Frucht- und Futtermittelhandel in der Stiegelgasse. 1901 übernahm Josef Hirsch das Geschäft. Er engagierte sich als Hilfsschöffe, nahm an Ersten Weltkrieg teil und saß zehn Jahre lang für die SPD im Gemeinderat. „Als 1933 der Aufruf erging: ‚Kauft nicht bei Juden!‘, betraf dies auch die Familie Hirsch“, berichtete der DIF-Vorsitzende. Das Geschäft wurde verkauft, und die Familie floh nach Argentinien. „Sie hatte das seltene Glück, flüchten zu können und ein Aufnahmeland zu finden“, schlug Dürsch den Bogen in die Gegenwart, in der das Flüchtlingsthema wieder allgegenwärtig ist.

Reichsprogromnacht. Gedenkfeier, DIF, Dürsch
Der Posaunenchor der Versöhnungskirchengemeinde

Aufrüttelnde Worte fand Hans-Georg Meyer, Ehrenvorsitzender des DIF. „Wenn wir unsere unrühmliche Geschichte tatsächlich verinnerlicht und Konsequenzen daraus gezogen haben, dann müssen wir uns vor die Flüchtlinge stellen“, war Meyers Forderung. Die aktuelle Entwicklung sei geprägt von zunehmenden Übergriffen auf Asylbewerberunterkünfte, und sie gehe einher mit massiver Hetze.

Eine Gefahr für die Demokratie sah Meyer nicht nur in extrem rechten Gewalttätern, sondern auch in den Schreihälsen, die bei Aufmärschen von Pegida und AfD „Wir sind das Volk“ skandierten. „Rechtsstaat und Demokratie sind nicht vom Himmel gefallen“, warnte Meyer, sondern müssten auch im Jahr 2016 täglich erstritten, erkämpft und auch ertragen werden. „Dies ist unser aller Bewährungsprobe.“ Für Parteien, Kirchen und Medien heiße dies: Raus aus der Komfortzone. Man brauche Vorbilder in der Politik, bei Behörden, Polizei, Vereinen, Organisationen, Medien und in der Justiz.

Peter Fleckenstein, Pfarrer der Versöhnungskirche, zitierte den biblischen Brüderzwist von Kain und Abel. Die Eskalation hätte womöglich verhindert werden können, hätte Kain das Gespräch gesucht, statt Gewalt anzuwenden. Eine Mahnung auch für die heutige Zeit und den Umgang mit unserem Nächsten.“

Siehe den Bericht in der Allgemeinen Zeitung Ingelheim vom 10. November 2016

Friedensarbeit in Israel – jüdisch-arabische Verständigung am Vorabend von 50 Jahren Sechstage-Krieg

Zu diesem Thema hielt Torsten Reibold am 27. Oktober 2016 einen Vortrag im Fridtjof-Nansen-Haus, Weiterbildungszentrum Ingelheim.

Der Europarepräsentant von Givat Haviva – Havatzelet gab einen Einblick in das komplizierte Geflecht der Beziehungen einmal zwischen den jüdischen und den arabischen Israelis, mit denen Givat Haviva hauptsächlich arbeitet. Das Institut arbeitet wie viele Graswurzelprojekte und Basisbewegungen an der politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderung. Im „Shared Communities Projekt“ bringen sie jüdische und palästinensische Israelis zusammen. Die Themen sind oft ideologiefrei, wie zum Beispiel die gemeinsame Sorge um die Aufbereitung von Abwasser oder die Verbesserung der Infrastruktur. Weiterhin arbeitet Givat Haviva daran, den Kontakt untereinander zu stärken, indem sie im arabischen Raum die Hebräischkenntnisse und im jüdischen Raum die Arabischkenntniss verbessern. Oftmals geschieht es in Givat Haviva, dass sich jüdische und palästinensische Jugendliche zum ersten Mal auf Augenhöhe begegnen.

Reibold referierte auch über den Stand der israelischen Besatzungspolitik im Westjordanland und über derzeitig verhandelte Lösungsmöglichkeiten. Weitere Informationen zu Givat Haviva finden Sie auf der Homepage.

Besuch des jüdischen Friedhofs

Dieser Grabstein von Heinrich Hirsch ist der letzte seiner Familie in Ingelheim. Vier Generationen fanden hier seit 1844 ihre letzte Ruhestätte. Sein Sohn Josef konnte 1939 nach Argentinien entkommen.
Dieser Grabstein von Heinrich Hirsch ist der letzte seiner Familie in Ingelheim. Vier Generationen fanden hier seit 1844 ihre letzte Ruhestätte. Sein Sohn Josef konnte 1939 nach Argentinien entkommen.

11.9.16 Zum Tag des offenen Denkmals führte Klaus Dürsch über den jüdischen Friedhof in der Hugo-Loersch-Straße. Er erzählte anhand von einigen Grabsteinen der Familie Hirsch die Lebensgeschichte dieser Familie. Für Heinrich Hirsch und seine Frau Karoline wurden die letzten Grabsteine für diese Familie in Ingelheim gesetzt. Das war im Jahr 1924. Heinrich Hirsch wohnte in der Stiegelgasse 8 und handelte mit Mehl, Kleien, Futtermehl und Dürrgemüse. Auch seine erste Frau, seine Großeltern und fünf seiner Geschwister sind hier begraben. In einem Rundgang führte Klaus Dürsch die ca. 25 Interessierten Besucher bis zu einem der ersten auf diesem Friedhof gesetzten Grabstein auf diesem Friedhof für den Viehhändler Feibel Hirsch aus Großwinternheim, der 1844 verstarb.

Heinrich Hirschs Sohn Josef übernahm nach dem Tod seines Vaters das Geschäft. Laut Ingelheimer Zeitung vom 7. April 1938 gelangte es in den Besitz der Spar- und Darlehenskasse Ober-Ingelheim, nachdem die Judenpolitik der nationalsozialistischen Diktatur jede wirtschaftliche Tätigkeit unmöglich gemacht hatte. Der Schriftzug der Sparkasse ist im spitzbogigen Türrahmen noch erhalten.

Josef Hirsch und seine Frau Sally emigrierten 1939 nach Argentinien. Ihnen kam sicher zugute, dass ihr ältester Sohn Leopold bereits 1927 dorthin ausgewandert war und die Familienmitglieder nachholen konnte. Auch ihre beiden jüngeren Söhne Heinrich und Kurt folgten. Andere Familienmitglieder konnten nach Australien und in die USA fliehen. Die Flucht dauerte für manche fünf Jahre, bis sie sich wieder neu festigen konnten.

Sie auch die Datenbank Epidat des Steinheim-Instituts Essen.

Jüdisches Leben. Führung durch Speyer

Dieser Stadtrundgang führt sie durch „Das jüdische Leben in Speyer“.

Am Sonntag, den 5. Juni 2016 erwanderte der DIF bei einem Stadtrundgang wichtige Orte jüdischen Lebens in Speyer.

Der Stadtrundgang – in Kooperation mit dem Stadtarchiv Speyer -, umfasste die Besiedelung, die im Jahr 1084 beginnt und umfasste den mittelalterlichen Judenhof der SCHUM-Gemeinde mit seinem einmaligen Ensemble bestehend aus Synagoge, Frauenbetraum und Mikwe (Ritualbad), welche in den letzten Jahren restauriert wurden und dem Besucher durchanschauliche Darstellungen deutlich wird, wie es dort im Mittelalter aussah. Die Reisebegleiterin Frau Scholl führte in das Gemeindeleben ab dem 18. Jahrhundert bis zu ihrer Vernichtung in der Shoa anschaulich anhand einiger Biografien jüdischer Mitbürger ein. Eindrucksvoll war ein Besuch in der Synagoge „Beith Shalom“, die einen guten Eindruck von einem modernen jüdischen Gemeindezentrum gibt.

Die Synagoge Beit Schalom in Speyer
Die Synagoge Beit Schalom in Speyer

 

 Legalisierter Raub

Der Fiskus und die Ausplünderung der Juden in Hessen und Rheinhessen 1933 – 1945
war vom 10. März – 10. Mai 2016 im Ministerium der Finanzen, Kaiser-Friedrich-Str. 5 und im Ministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, Ernst-Ludwig-Sr. 3 in Mainz zu sehen. Der DIF beteiligte sich an der Ausstellung mit einer Vitrine zum Ingelheimer Weinhändler Karl Neumann und seiner Frau Lilly.
Weitere Einzelheiten siehe auf der Homepage des Ministeriums der Finanzen und auf der  Homepage des Fritz-Bauer-Instituts.

Am 8. Mai 2016 führte Klaus Dürsch eine Gruppe von ca. 35 Personen auf den Spuren der Weinhändler Karl und Moritz Neumann durch Ingelheim. Unter den Gästen waren auf zwei Enkel, Milton Kaufman aus den USA und Prof. Hans Neumann. Milton Kaufman ist in Besitz von Briefen, welche die Großeltern 1940/1941an ihre Kinder in den USA schickten. Drei dieser Briefe waren auch in Mainz ausgestellt.

Karl und Lilly Neumann vor ihrem Geschäft, der Weinhandlung Laufer, Ecke Bahnhofstraße/Taunusstraße (heute ehem. Möbelhaus Schwaab) Quelle: Meyer1998, S. 234
Karl und Lilly Neumann vor ihrem Geschäft, der Weinhandlung Laufer, Ecke Bahnhofstraße/Taunusstraße (heute ehem. Möbelhaus Schwaab)
Quelle: Meyer1998, S. 234

Karl und Moritz Neumann betrieben in Ober-Ingelheim eine Weinhandlung. 1938 waren sie zum Verkauf gezwungen. Die Familie hoffte auf eine Einreise in die USA, Möbel und Hausrat waren für den Weitertransport schon eingelagert worden. Als die Brüder die Lagergebühren nicht mehr bezahlen konnten, wurden die Möbel versteigert. 1942 wurden Karl und Moritz Neumann mit ihren Ehefrauen deportiert und ermordet.
Beate Schwenk berichtete über die Veranstaltung in der örtlichen Presse.

Ausschnitt aus der AZ Ingelheim vom 19. Mai 2016. Wegen der Urhbeberrechte wurde das verwendete Archivfoto ausgeschnitten.
Ausschnitt aus der AZ Ingelheim vom 19. Mai 2016. Wegen der Urhbeberrechte wurde das verwendete Archivfoto ausgeschnitten.

 

Gedenken an Julius Levy

Am 6. Januar 1916 verstarb Julius Levy an den Verletzungen, die er sich bei einer Verwundung an der Ostfront am 26. Januar zugezogen hatte. Zu seinem Gedenken schrieb Beate Schwenk einen Artikel in der Allgemeinen Zeitung Ingelheim vom 2. Januar 2016. Über ihn uns seine Familie siehe auch unter Rundgang durch Ober-Ingelheim Nr. 11.

Reinigung der Stolpersteine
Samstag, 7. 11.15, 11.00 Uhr
Ort: Start vor der Mainzer Str. 78

Der Deutsch-Israelische Freundeskreis reinigte wieder zusammen mit in-RAGE, dem Ingelheimer Bündnis gegen Rassismus und Gewalt die 36 im Ingelheimer Stadtgebiet verteilten Stolpersteine. Die Steine wurden zum Gedenken von Ingelheimer Juden an ihrem letzten frei gewählten Wohnsitzen in Ingelheim von Gunter Demnig gesetzt. Die Vereine wollen mit dieser Initiative an die Verfolgten des NS-Regimes erinnern.

Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht
Das Gedenken an die jüdischen Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft
anlässlich des 76. Jahrestages des Pogroms vom 9./10.11.1938 fand am
Montag, den 9.November 2015 auf dem Synagogenplatz in Ober-Ingelheim in Zusammenarbeit mit der Stadt Ingelheim am Rhein statt.

Zur Reichspogromnacht in Ingelheim siehe die Seite >>>>> Novemberpogrom 1938

Presseartikel siehe

>>>>> Allgemeine Zeitung vom 11. November 2015

 

Gedenkplatte für Michael Sternheimer

Eine Gedenkplatte für Michael Sternheimer wurde am 29. April 2015 im Karmelwald eingeweiht und damit unsere Spendenaktion für den Michael Sternheimer Wald beendet.

Im Karmelgebirge wurde ein Wald in Erinnerung an Michael Sternheimer gepflanzt. Michael Sternheimer setzte sich für die Verständigung zwischen Deutschland und Israel ein.

Israel ist eines der wenigen Länder auf der Erde, in denen nachhaltig die ökologischen Sünden der Vergangenheit repariert werden. Helfen Sie dabei mit.

Der Wald kommt allen Bewohnern des Landes, insbesondere aus Haifa und Umgebung, zugute: Juden, christlichen und muslimischen Palästinensern und Drusen.

Der Obstgarten wurde durch das Feuer im Dezember nicht betroffen. Michael Sternheimers Schwester aus Haifa berichtete, dass die Bäume gut gedeihen.

 

Bäume für das Karmelgebirge

Spenden Sie einen Baum für den Michael-Sternheimer-Wald im Karmelgebirge. Für die Spende von 10.- Euro wird ein Baum gepflanzt. Auf Wunsch erhalten Sie eine Urkunde, die sich auch als Geschenk eignet.

  • Helfen Sie mit, die Folgen des Waldbrandes dort zu beseitigen
  • Der Wald soll an Michael Sternheimer erinnern, der sich in unserer Region für die Verständigung zwischen Deutschland und Israel eingesetzt hat.
  • Israel ist eines der wenigen Länder auf der Erde, in denen nachhaltig die ökologischen Sünden der Vergangenheit repariert werden. Helfen Sie dabei mit.
  • Der Wald kommt allen Bewohnern von Haifa und dem Karmelgebirge zugute, Juden, Palästinensern und Drusen.

Hintergrund der Spendenaktion

Der Waldbrand von Haifa aus gesehen.
Foto: www.carmeltreefund.org/

Im Dezember 2010 forderte ein 82 Stunden währendes Feuerinferno im Karmelgebirge in Israel 41 Menschenleben. Es hinterließ eine gigantische Spur der Zerstörung. Die israelische Tageszeitung Yedioth Ahronot bilanzierte am 6. Dezember 2010:

„Insgesamt verbrannten mehr als 5 Millionen Bäume sowie 74 Gebäude im Kibbutz Beit Oren, in Ein Hod und in Yemin Orde; 173 Gebäude brannten teilweise aus. Mehr als 17 000 Menschen mussten aus ihren Häusern und diversen Einrichtungen wie Gefängnissen und Krankenhäusern evakuiert werden.“

Hilfen kamen aus 17 Staaten und der Palästinensischen Autonomie. 33 Flugzeuge, 8 Hubschrauber, 3 Löschfahrzeuge, 206 Feuerlöschexperten und Feuerwehrleute und vielfaches Feuerlöschmaterial wurden von diesen zur Bekämpfung der Brände zur Verfügung gestellt.  Direkt nach der Katastrophe begann der Wiederaufbau. Dazu gehört die Wiederaufforstung der verbrannten Wälder. Millionen Bäume sind dazu notwendig.

Die Wiederaufforstung

Viele Flächen wurden bereits geräumt. Hier ein verkohlter Baumstamm vor Terrassen, die mit heimischen Obstbäumen bepflanzt werden sollen. Foto: DIF

Wer die Schnellstraße von Tel Aviv nach Haifa bei der Siedlung Ein Hod abbiegt, gelangt auf einer engen Serpentinenstraße in das Karmelgebirge. Vor dem Waldbrand führte der Weg hier durch dichte Kiefernwälder auf die Höhenstraße in die Drusendörfer Isfia und Daliat El Carmiel. Auch über ein Jahr nach dem Waldbrand ragen noch viele Baumstämme wie abgebrannte Streichhölzer aus den kahlen Kalksteinfelsen.

 
 
 
An manchen Stellen zeigen sich die Selbsterhaltungskräfte der Natur. Durch den Brand öffneten sich die Zapfen und neue Bäume wachsen.
Foto:DIF

Es zeigt sich aber auch die positive Kraft der Natur. Verschiedene Laubbäume schlagen an ihren Wurzeln wieder aus. Manche Zapfen der Nadelbäume springen auf und entlassen ihre Samen in die Freiheit. Nur nach einem Brand tun sie das und sichern so ihren Bestand.

 
 
Laut Plänen des jüdischen Nationalfond soll im Karmelgebirge nicht nur die heimische Jerusalem Pinie gepflanzt werden, sondern eine Vielfalt an Laub- und Nadelbäumen, die in diese Region passen.
 

Einen Obstgarten anpflanzen

Wie hier in der Nähe von Jerusalem könnte das Karmelgebirge in ein paar Jahren aussehen. Einheimische Obstbäume stehen auf wieder hergestellten Terrassen.
Foto:DIF

Der Brand legte in der Nähe der Siedlung Nir Etzion historische Zeugnisse aus dem 5. Jahrhundert frei: Terrassen aus byzantinischer Zeit. Auf diesen Terrassen wuchsen ursprünglich Obstbäume. Sie sollen restauriert und mit heimischen Obstbäumen wie Oliven, Granatäpfeln, Zitronen, Feigen, Mandeln und Datteln bepflanzt werden. Der Deutsch-Israelische Freundeskreis Ingelheim e.V. will bei der Bepflanzung dieses Obstgarten helfen und 5.000 Bäumen spende.

 
 

Verbesserung des Weltklimas

Israel ist eines der wenigen Länder, in denen der Waldbestand zunimmt. Die Wüste wird hier zurück gedrängt. Laut Bericht der Food and Agriculture Organization (FAO) von 1010 nahm der Waldbestand von 132.000 Hektar im Jahr 1990 auf 155.000 im Jahr 2010 zu. Israel leistet damit neben der Aufforstung des eigenen Landes einen Beitrag zur Verbesserung des Weltklimas. Der DIF will diese Entwicklung unterstützen und damit auch etwas zur Verbesserung des Weltklimas tun.

Michael Sternheimer gewidmet

Der Wald soll Michael Sternheimer gewidmet werden.

Der Übersetzer Michael Sternheimer stand seit über 20 Jahre dem DIF Ingelheim nahe. Er übersetzte für den Deutsch-Israelischen Freundeskreis Ingelheim (DIF), bei gemeinsamen Reisen durch Israel, bei der ersten Begegnung mit den ehemaligen Ingelheimer Juden 1998 und einer der ersten Begegnungen zwischen Jugendlichen aus Afula und Ingelheim im Haus der Jugend. Er war über viele Jahre ein manchmal sichtbarer, oft aber nur im Hintergrund begleitender Freund des DIF Ingelheim. Sichtbar, wenn er für den Verein dolmetschte, so wie 1987, als der elffache israelische Fußballmeister Hapoel Tel Aviv in der Rotweinstadt zu Gast war. Das Freundschaftsspiel gegen eine Mannschaft der Spielvereinigung gewannen damals die Gäste aus Israel mit 3:0.

Ministerpräsident a. D. Kurt Beck Schirmherr

Auf dem Rheinland-Pfalz-Tag in Ingelheim
Foto: http://www.piel-fotos.de

Ministerpräsident a. D. Kurt Beck hat freundlicherweise die Schirmherrschaft über das Projekt übernommen.

Hier ist er bei einem Besuch an unserem Stand während des Rheinland-Pfalz-Tages.

Warum das Karmelgebirge?

Michael Sternheimer wurde in Haifa geboren und hat dort seine Kindheit verbracht. Nach der Ausbildung ging er nach Deutschland, kam nach Mannheim und eröffnete dort sein Übersetzungsbüro. Schier unermüdlich war sein Wirken im Rahmen der Deutsch-Israelischen Beziehungen.Sehr oft übersetzte er bei Treffen der deutschen und israelischen Regierungen, bei Parlamentariertreffen auf Bundes- und Landesebene, bei Konferenzen und Tagungen. Viele die ihn kannten vermissen ihn und seine großzügige menschliche Hilfsbereitschaft. Er starb, 68 Jahre alt, im Jahre 2008. Durch einen Michael-Sternheimer-Wald in der Heimat seiner Kindheit will der DIF ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Der Wald kommt allen Bewohner in Haifa zugute, Juden, Muslimen, Christen und Drusen.

siehe auch: Bäume sollen wachsen, AZ vom 16. März 2012 >>>

Flyer, den Sie als pdf hier abrufen können.

Sie können unter Michael-Sternheimer-Wald direkt an den Jüdischen Nationalfond spenden.

Zur Person siehe auch Michael Sternheimer

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Der Deutsch-Israelische Freundeskreis Ingelheim e.V. hat die Aufgabe, durch Vermittlung von Kenntnissen über Israel und Deutschland, ihre Geschichte und ihre Probleme Verständnis und Bewusstsein in den Menschen des jeweils anderen Landes zu wecken und zu stärken und die Toleranz auf allen Gebieten der Kultur und die Völkerverständigung zu fördern.
Wir bieten Veranstaltungen zu Israel und dem Nahen Osten und zum besseren Verständnis des Judentums an.

Wir organisieren Reisen nach Israel und in umliegende Länder sowie Palästina, Fahrten in die ehemaligen rheinland-pfälzischen Konzentrationslager Osthofen und Hinzert und Besuche von Zentren jüdischer Kultur.

Wir unterstützen Schulen und Bildungseinrichtungen u.a. mit Referenten/Referentinnen und die Stadt Ingelheim bei der Durchführung des Jugendaustauschs mit Afula/Israel.

Wir pflegen Kontakte zu ehemaligen Ingelheimer Juden und ihren Nachfahren.

Wir freuen uns über neue Mitglieder.

 

 Wir sind Mitglied bei der:

Landesarbeitsgemeinschaft Gedenkstätten Rheinland-Pfalz. Homepage:  http://www.lagrlp.de/

Die Artikelverlinkung erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Verlagsgruppe Rhein Main GmbH & Co. KG.